Vogalonga 2024

Land unter ist in Venedig der Normalzustand, sämtliche Straßen stehen hier unter Wasser. Auto- und Fahrradfahren geht hier nicht, vorwärts klappt es nur per Boot oder zu Fuß. Optimal also für Paddler. Vielleicht gibt es deswegen immerhin seit 1974 die Vogalonga, die inzwischen weltgrößte Veranstaltung für Paddler und Ruderer. Jedenfalls für uns der willkommene Anlass, nach mehrjähriger Abstinenz mal wieder teilzunehmen.

 

Nicht normal war allerdings, dass der Campingplatz Fusina bei unserer Ankunft ebenfalls unter Wasser stand. Diverse Zelte waren vollgelaufen, die Waschmaschinen und Trockner liefen auf Hochtouren und die Stellplätze glichen eher einer Seenlandschaft. Den ersten Abend mussten wir deutlich länger als geplant in der Pizzeria des Campingplatzes verbringen, ein heftiges Gewitter und Starkregen ließen es ratsam erscheinen, mehr Spritz als geplant zu trinken.

 

Am nächsten Morgen war das Wetter wieder deutlich besser und Mitarbeiter des Campingplatzes haben mit einem Saugwagen die riesigen Pfützen auf den Wiesen abgesaugt.

 

Zur Vogalonga selbst war das Wetter dafür optimal, Sonne, angenehme Temperaturen und kaum Wind. Acht Zweier, von Fabi und Thomas mit dem Anhänger nach Venedig transportiert, waren mit ihrer jeweiligen Besatzung pünktlich um 7.00 Uhr auf dem Wasser. Knapp vor einer Fähre aus Griechenland wurde die Hauptschifffahrtsrinne direkt vor dem Campingplatz überquert, die restlichen 8 Kilometer bis zum Start vor dem Markusplatz/Dogenpalast waren eher entspannter Natur.

 

Im Bacino di San Marco war es schön ganz schön voll, und es wurde immer voller. Insgesamt werden maximal 2.000 Boote zugelassen, damit gibt es geschätzt 8.000 bis 10.000 Teilnehmer. Sehr viele Drachenboote, Mannschaftscanadier. Vierer- und Achter-Ruderer, Großgondeln mit bis zu 20 Ruderern, Kirchboote und natürlich viele Paddlern mit Einern und Zweiern. Halb Europa war vertreten, Ungarn, Tschechen, Slowaken, Slowenen, Österreicher, Deutsche, Franzosen (vor allem Bretonen), erstaunlich viele Schotten und sogar Venezianer und andere Italiener warenunter den Teilnehmern. Kurz vor 9.00 Uhr gab es die offizielle Eröffnungsrede und um Punkt 9.00 Uhr den traditionellen Kanonenschuss zum Start. Rechtzeitig vorher war auch unser 7-köpfiger Fanclub vor Ort und konnte das Geschehen fotografieren und filmen.

 

Nach den ersten Kilometern hatte sich das Feld weit auseinandergezogen, so dass es entspannter zuging und weniger Aufmerksamkeit vor allem gegenüber den raumgreifenden Ruderern erforderlich war. Auf halber Strecke in Burano lag wie bei unseren vorherigen Teilnahmen ein Verpflegungsboot mit Bananen und Wasser. Die Ufer waren hier gesäumt von Teilnehmern, die die Gelegenheit genutzt haben, hier eine Pause zu machen. Unsere Pause haben wir erst kurz hinter Burano gemacht. In Murano waren die Ufer und die Brücke über den dortigen Canal Grande schon von vielen Zuschauern gesäumt, ein Vorgeschmack auf den Canal Grande in Venedig.

 

Wenig Wind erleichterte die weitere Fahrt über die offene Lagune von Murano nach Venedig. Zu unserem Erstaunen wurden die Paddler von der Wasserschutzpolizei bei der Einfahrt nach Venedig in einen kleinen Kanal hinter dem Ghetto umgeleitet, die Mannschaftscanadier und Drachenboote fuhren wie in den Vorjahren üblich in den Canale Canareggio und die viel Platz beanspruchenden Ruderer mussten den längsten Weg bis zur Einfahrt in den Canal Grande auf sich nehmen. Das sonst übliche Chaos an der „Chaosbrücke“ des Canale Canareggio unterblieb damit, eine sehr gute Lösung.

 

Erst ein Stück vor der Rialtobrücke kamen wieder alle Teilnehmer auf dem Canal Grande zusammen, völlig ohne Stress, da hier reichlich Platz ist. Der absolute Höhepunkt der Vogalonga mit prächtigen Palazzi rechts und links, der Durchfahrt unter der Rialtobrücke und der Accademia mit Massen an Zuschauern und kurz vor dem Markusplatz der Ponton mit den Belohnungen für die Teilnehmer, den Medaillen und Urkunden. 30 Kilometer in 4 Stunden 45 Minuten, keine schlechte Leistung. Die anschließende Pause vor der Kirche Basilica Sana Maria della Salute war damit sehr willkommen, auch unser Fanclub war rechtzeitig erschienen. Eine kleine Stärkung vor der ziemlich welligen Querung des Canale de Giudecca und den letzten 8 Kilometern zurück zum Campingplatz war durchaus angebracht.

 

Die weiteren Tagen waren geprägt vom gemeinsamen Frühstück, der abendlichen Pizzadiät, Paddeltouren einiger auf der Brenta und noch einmal nach Venedig während andere zum Lido gefahren sind oder sich mehr der Kultur in Form der Biennale gewidmet haben,

 

Insgesamt eine tolle Gemeinschaftsfahrt, die in 2026 mit der 50. Vogalonga förmlich nach einer Wiederholung schreit, bitte schin einmal den 24. Mai 2026 notieren.

 

PS: Die Vogalonga ist entstanden als Protestveranstaltung gegen die riesigen Kreuzfahrtschiffe und Fähren, die in Sichtweite des Markusplatzes auf den Canale di Giudecca mit ihrem Wellengang immer mehr zur Zerstörung von Venedig beigetragen haben. Immerhin ist dies jetzt nicht mehr zulässig, diese Schiffe müssen jetzt direkt neben dem Campingplatz Fusina anlegen. Immerhin ein Erfolg, wenn auch erst nach Jahrzehnten.